Im Bundestagswahlkampf stand das Thema Bildung weit oben auf der Agenda vieler Parteien. Zu Recht: Bildung ist nicht nur der Schlüssel für Chancengerechtigkeit und sozialen Frieden, sondern auch für die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Doch dazu muss Bildung die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung aller Lebensbereiche in den Fokus nehmen. Von der neuen Bundesregierung wird abhängen, ob und in welcher Form Bund und Länder ein gemeinsames Aktionsprogramm für Bildung in einer digitalen Welt umsetzen werden.
Die Weichen sind gestellt: Die Fragen, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf Bildung hat und wie Bildung in der digitalen Welt gestaltet werden muss, haben Politik und Öffentlichkeit in den vergangenen zwei Jahren bewegt. Nachdem die Mehrheitsfraktionen des Bundestags im Sommer 2015 einen entsprechenden Beschluss gefasst haben, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Oktober 2016 den DigitalPakt#D ausgerufen und die Kultusministerkonferenz im Dezember 2016 die Strategie Bildung in der digitalen Welt verabschiedet. Gemeinsam versuchen beide Seiten seitdem eine Bund-Länder-Vereinbarung auf den Weg zu bringen. Ziel ist es, mit finanziellen Mitteln des Bundes über einen Zeitraum von fünf Jahren infrastrukturelle Voraussetzungen für digital gestützte Bildungsprozesse in Schule zu schaffen. Parallel haben die Länder selbst damit begonnen, ihre in der Strategie Bildung in der digitalen Welt gemeinsam definierten Ziele auf den Weg zu bringen.
Als in der Bildung engagierter Verband begrüßen wir diese Entwicklung ganz ausdrücklich. Gleichzeitig sind wir besorgt, weil der Diskurs zwischen Bund und Ländern wahlkampfbedingt ins Stocken geraten ist und sich die Entwicklung eines gemeinsamen Aktionsprogramms aufgrund der Regierungsbildung weiter verzögern wird. Wie alle internationalen Studien zeigen, sind wir in Deutschland nicht nur sehr spät dran, sondern liegen bei der Vermittlung von Kompetenzen für eine digitale Welt deutlich zurück. Die Kluft zwischen gesellschaftlicher und schulischer Wirklichkeit wird immer größer. Wir appellieren deshalb an die neue Bundesregierung, sich nicht aus der erkannten Verantwortung des Bundes zurückzuziehen und gemeinsam mit den Ländern an der Modernisierung und Weiterentwicklung unserer Bildungsinstitutionen weiter zu arbeiten. Mit dem folgenden Impulspapier wollen wir als Verband gemeinsam mit anderen Institutionen und Organisationen diesen Prozess der Erneuerung und Modernisierung unterstützen. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Erneuerung unserer Bildung nur gelingen kann, wenn alle Kräfte aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten und in einen engen Dialog treten. Auf der Basis von Experten-Workshops und Interviews haben wir Positionen zusammengetragen und Handlungsempfehlungen formuliert. Dabei haben wir uns insbesondere auf die infrastrukturellen und organisatorischen Voraussetzungen konzentriert, die aus unserer Sicht notwendig sind, um die schulische Bildung überhaupt in die Lage zu versetzen, Bildung für das 21. Jahrhundert zu leisten. Offene rechtliche und finanzielle Aspekte, die sich auf die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit digitalen Medien und Hardware beziehen, werden in dem Papier ebenso wenig behandelt, wie die grundlegende Frage nach den notwendigen didaktischen Modellen und Konzepten. Im Namen unserer Partner wünschen wir Ihnen eine interessante Lektüre. Wir freuen uns über die Gelegenheit zum weiterführenden Dialog.
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